Mein erster Eindruck der Fujifilm X-T4
Im Moment habe ich die Gelegenheit ein Samplemodell der brandneuen Fujifilm X-T4 zu testen. Es handelt sich dabei um eine spiegellose Systemkamera mit einem 26.1 Megapixel APS-C Sensor. Die Kamera wurde mir von Fujifilm Schweiz zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.
In diesem Text will ich kurz meine ersten Eindrücke schildern, eine ausführlichere Review speziell der Funktionen, die für Outdoor Sport Fotografen interessant sind, ist für später geplant.
Die neue Fujifilm X-T4. (Alle Bilder können am Ende des Artikels angeklickt und im Vollbild angeschaut werden.)
Weshalb Fujifilm?
Vor ein paar Jahren habe ich nach einer kleinen "Immer-dabei-Kamera" gesucht. Mit meinen Spiegelreflexkameras war ich von der Qualität her sehr zufrieden, doch ich merkte, dass ich dabei war, den Spass am Fotografieren zu verlieren, da die ganze Ausrüstung so gross und schwer war. Ich konnte kaum etwas Tolles unternehmen und noch eine Kamera dabei haben, es verhielt sich eher so, dass ich ständig auf einem Fototrip war und vielleicht mit Ach und Krach noch etwas wandern o. ä. konnte. Das fühlte sich je länger je mehr nicht mehr frei und spontan, sondern einfach nur mühsam an.
So bin ich auf die Fujifilm X-T10 gekommen. Schnell habe ich realisiert, dass ein solches kleines und leichtes Kamerasystem für die Art von Outdoor Sport Fotografie, die ich gerne mache, nämlich auch Mehrtagesunternehmungen, für welche ich alles mittragen muss, unverzichtbar ist und mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Relativ bald habe ich dann auf die X-T2 aufgerüstet und mir davon dann auch noch eine zweite gekauft, da ich für meine Arbeit Redundanz brauche. Damit habe ich in den vergangenen Jahren Events oder Editorials fotografiert und auch zahlreiche Ausflüge mit Freunden dokumentiert.
Als mich Fujifilm Schweiz vor kurzem dann angefragte, ob ich gerne die neue X-T4 testen möchte, musste ich natürlich nicht lange überlegen...
Was ist neu an der X-T4?
- IBIS (Fünf-Achsen-Bildstabilisator)
- neuer Akku mit verbesserter Laufzeit
- neu ein drehbares (früher kippbares) Display
- verstärktes Bajonett
- neuer Verschluss (leiser und auf mehr Auslösungen ausgelegt)
- höhere Serienbildgeschwindigkeit
- verbesserter Autofokus, auch in den Bereichen Gesichts- und Augenerkennung
- eine neue Filmsimulation (ETERNA Bleach Bypass)
- zahlreiche verbesserte Bildqualitäts- und Displayeinstellungen
- verbessertes Handling im Videomodus und allgemein verbesserte Videofunktionen
- elektronische Stabilisierung des Videobildes (zusätzlich zum IBIS)
Dies alles, verbunden mit robuster Qualität, zwei Speicherkartenslots und Kälteresistenz bis -10° C, liest sich für mich wie ein absoluter Wunschtraum einer Kamera für jemanden, der Outdoor und Adventure Sport Fotografie machen und dabei möglichst "human powered" unterwegs sein will. Und das Beste ist natürlich, dass es sich eben nicht um einen Traum handelt, sondern um eine Kamera, die es seit neuestem tatsächlich gibt!
Der neue Akku (links) im Vergleich zum Vorgängermodell.
Das neue dreh- und schwenkbare Display.
Filmsimulation: PROVIA
EXIF: ISO 200, 55 mm, f 7.1, 1/150 s
(JPEG straight out of cam.)
Filmsimulation: ETERNA Bleach Bypass (Besonders für Videographen soll damit ein entsättigtes Bild erreicht werden, das bereit ist für späteres Colourgrading. Mir gefällt sie aber auch auf Fotos.)
EXIF: ISO 200, 55 mm, f 7.1, 1/150 s
(JPEG straight out of cam.)
Meine Eindrücke
In der relativ kurzen Zeit konnte ich natürlich noch nicht alles ausprobieren... Insbesondere für Serienbilder bei schneller Sportaction, vertieftere IBIS- und Autofokustests sowie die Videofunktionen werde ich noch etwas Zeit brauchen.
Besonders gespannt war ich von Anfang an auf den IBIS. Da habe ich aber gemerkt, dass ich ihn bis jetzt gar noch nicht richtig ausreizen konnte... Ich werde mir also noch eine entsprechende "Versuchsanordnung" ausdenken müssen. Die Kamera ist wegen des IBIS gegenüber der X-T3 ein kleines bisschen grösser und schwerer geworden, da muss man aber schon sehr gezielt hinschauen, um das zu sehen.
Das erste Mal, als ich die Kamera in die Hand genommen habe, sind mir besonders die leicht veränderten Funktionen auf den beidseitigen Einstellrädern aufgefallen. Der deutlich leisere Verschluss, der auch eine etwas andere taktile Rückmeldung gibt (er ist jetzt viel federnder), hat mich zu Beginn etwas irritiert, ich musste ständig kontrollieren, ob ich nicht gerade mit einer extrem tiefen Verschlusszeit fotografiere... Sofort wollte ich auch die ETERNA Bleach Bypass Filmsimulation ausprobieren, weil ich solche entsättigten Looks gerne mag.
Bezüglich des neuen, drehbaren Displays bin ich noch etwas unschlüssig. Für Selbstportraits oder Vlogging ist es natürlich toll. Auch, dass man es für den Transport in Richtung Kamera drehen kann und es somit geschützt ist, finde ich gut. Für andere Zwecke mag ich das klappbare lieber und finde es einfacher zu bedienen. Gerade beim Filmen ist es mir auch passiert, dass ich es nicht wirklich in die Position drehen konnte, in der ich es gerne gehabt hätte, weil der Mikrophon- bzw. Kopfhörerstecker die Bewegungsfreiheit einschränkte. Aber beides zusammen (klapp- und drehbar) geht halt nicht.
Grundsätzlich kann ich aber jetzt schon sagen, dass ich von der neuen Kamera sehr beeindruckt bin. Über die letzten Wochen habe ich mich auch intensiv mit dem Thema "Filmen" beschäftigt, etwas woran ich mich bis jetzt nicht gewagt hatte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das in Zukunft werde machen können und mich diese Kamera sowohl durch die unkomplizierte Bedienung wie auch mit den technischen Möglichkeiten, die sie bietet, sehr gut unterstützen kann.
Immer ein wichtiges Thema für mich sind Frauen in der Outdoor/Action Sport Fotografie. Seit ich mich vor einigen Jahren damit zu beschäftigen begonnen habe, habe ich mich gefragt, ob das grosse, schwere Kameramaterial ein Grund dafür ist, dass es nicht so viele Fotografinnen gibt, die in diesem Bereich aktiv sind. Aus eigener Erfahrung denke ich, dass dies unbedingt ein Faktor (natürlich unter anderen) ist und es freut mich deshalb sehr, solch kompakte Kameras wie die X-T4 zu sehen, die auch technisch absolut führend sind!
Beide Einstellräder haben Änderungen erfahren. Die Doppelbelichtung ist ins Menü gerutscht, dafür gibt es neu eine HDR-Funktion, die aus drei Aufnahmen ein raw HDR zusammensetzt.
Die besonders tiefen bzw. hohen ISO-Einstellungen können neu mit dem "C" und dem vorderen Einstellrad angewählt werden.
Anstelle von Belichtungsmessmethoden wählt man mit dem rechten Einstellrad neu zwischen "Still" und "Movie". Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Aufnahmeart, sondern entsprechend wird einem auch das jeweilige Menü angezeigt, was ich sehr praktisch finde.
Wer gerne mit Back-button-Focus fotografiert, wird schätzen, dass der "AF-ON" Knopf weiter nach links gerutscht ist. (Fast alle Knöpfe sind aber auch mit individuellen Funktionen belegbar.)
Die Belichtungsmessmethoden befinden sich standardmässig jetzt auf der oberen Auswahltaste.
Durch den grösseren Akku sind die Speicherkarten nicht mehr hintereinander, sondern nebeneinander angeordnet.
In diesen beiden Selbstportraits sieht man, was die Gesichts- und Augenerkennung zu leisten mag... Beide Bilder habe ich mit Selbstauslöser aufgenommen. Besonders praktisch war natürlich, dass ich das Display so drehen konnte, dass ich meine Position von vorne kontrollieren konnte.
EXIF: Filmsimulation PROVIA, ISO 250, 29.2 mm, f 2.8, 1/800 s
(JPEG straight out of cam.)
Gerade bei diesem Beispiel muss man sich auch vergegenwärtigen, dass die Schärfentiefe mit der unten genannten Objektiv-Blenden-Kombination und dem geringen Abstand, den ich von der Linse hatte, bei weniger als einem Zentimeter liegt!
EXIF: Filmsimulation PROVIA, ISO 250, 90 mm, f 2.0, 1/1700 s
(JPEG straight out of cam.)
In diesem Video kann man der Augenerkennung etwas bei der Arbeit zusehen. Mein Gesicht befindet sich sehr nahe an der Naheinstellgrenze des Objektivs, die Schärfentiefe mit diesen Einstellungen ist extrem gering und ich bewege mich ständig. (16-55 mm bei 55 mm, f 2.8)
Hier konnte ich den IBIS zumindest ein bisschen antesten... Zwar hatte ich zum fotografieren beide Ellbogen aufgestützt, denke aber nicht, dass ohne IBIS so ein gutes Resultat möglich gewesen wäre.
EXIF: Filmsimulation ACROS, ISO 3200, 55 mm, f 2.8, 1/13 s
(Bearbeitetes RAW.)